Villingen-Schwenningen
Sexueller Übergriff im Schwarzwald-Baar-Klinikum · Nach Suizidversuch wurde Patientin zum zweiten Mal traumatisiert
Ein erschütternder Fall sexueller Gewalt ereignete sich im August 2024 im Schwarzwald-Baar-Klinikum. Eine junge Frau, die nach einem verzweifelten Suizidversuch mit schweren Verletzungen eingeliefert wurde, erlebte während ihrer Genesung einen sexuellen Übergriff durch einen 73-jährigen Mann, der eigentlich zu ihrer Sicherheit abgestellt war. Ihre Geschichte macht fassungslos und zeigt eine schmerzhafte Verkettung tragischer Ereignisse.
Die Umstände des Falles
Die betroffene Frau durchlebte eine tiefe seelische Krise, die sie zu dem verzweifelten Schritt trieb, durch einen Sturz aus großer Höhe ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie überlebte diesen Versuch mit schweren körperlichen Verletzungen und wurde ins Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen gebracht – ein Ort, der ihr Schutz und Heilung bieten sollte.
In ihrem ohnehin verletzlichen Zustand – körperlich geschwächt und seelisch am Boden – wurde sie einem 73-jährigen Mann zur Beaufsichtigung anvertraut. In dieser Situation, in der die junge Frau vollkommen auf Hilfe angewiesen war, missbrauchte der Mann ihre Wehrlosigkeit und beging einen sexuellen Übergriff. Statt Sicherheit zu erfahren, wurde ihr Vertrauen auf brutalste Weise erschüttert.
Gerichtsverfahren & rechtliche Konsequenzen
Ende Januar 2025 stand der 73-jährige Täter vor dem Gericht in Villingen-Schwenningen. Die mehrmonatige Ermittlungsphase zwischen der Tat im August und der Verhandlung deutet auf ein umfassendes Verfahren hin. Über das Urteil und die verhängte Strafe liegen bislang keine Informationen vor.
Missbrauch in Krankenhaus- & Pflegeeinrichtungen
Dieser Fall offenbart auf schmerzliche Weise, wie Menschen in besonders verletzlichen Lebenssituationen in medizinischen Einrichtungen Übergriffe erleiden können. Besonders erschütternd: Die Tat wurde von jemandem begangen, dessen Aufgabe gerade darin bestand, die geschwächte Patientin zu schützen.
Hilfe für Betroffene
Menschen, die ähnliche traumatische Erfahrungen gemacht haben, finden im Schwarzwald-Baar-Kreis verschiedene Anlaufstellen. Der Weiße Ring mit seiner regionalen Außenstelle begleitet jährlich etwa 120 Betroffene und bietet wertvolle Unterstützung auf dem Weg der Verarbeitung. Auch das Schwarzwald-Baar-Klinikum selbst hat Strukturen für die Versorgung von Menschen nach sexualisierter Gewalt geschaffen.
Die seelischen und körperlichen Nachwirkungen solcher Erlebnisse können die Betroffenen lange begleiten. Traumafolgestörungen, anhaltende psychische Belastungen und chronische Beschwerden gehören zu den möglichen Konsequenzen – eine zusätzliche Tragik für die junge Frau, die bereits vor dem Übergriff mit schweren emotionalen Verletzungen kämpfte.
Konsequenzen für die Klinik
Dieser Vorfall stellt die Sicherheitsstrukturen des Schwarzwald-Baar-Klinikums grundlegend in Frage. Welche konkreten Maßnahmen wurden eingeleitet, um die Schutzkonzepte zu verbessern? Wie steht es um die Überprüfung von Aufsichtspersonen? Das 2013 neu errichtete Zentralklinikum steht vor der Herausforderung, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen und gleichzeitig transparente Aufklärung zu leisten.
Ein Appell für mehr Schutz & Prävention
Diese schmerzhafte Geschichte verdeutlicht, wie dringend wir unsere Schutzkonzepte in Kliniken und Pflegeeinrichtungen überdenken müssen. Es ist unerträglich, dass eine Frau, die bereits am tiefsten Punkt ihres Lebens angelangt war, in einer Einrichtung, die ihr Sicherheit bieten sollte, erneut verletzt wurde.
Die Gesellschaft muss wachsamer werden und strukturelle Veränderungen vorantreiben, die besonders verletzliche Menschen zuverlässig schützen. Es geht nicht nur um einzelne Täter, sondern um systemische Lücken, die solche Übergriffe ermöglichen. Nur durch offene Diskussion, konsequente Prävention und regelmäßige Kontrollen können wir verhindern, dass sich solche Tragödien wiederholen.
QUELLE
· «Verhandlung in VS: Wehrlose Patientin wird Opfer eines sexuellen Übergriffs», Simone Neß, Schwarzwälder Bote, 30.01.2025 ·