Hannover
Grausame Taten hinter der Maske der Fürsorge: 41-jähriger Pfleger vergewaltigt Minderjährige
Weitere Opfer wahrscheinlich
Der 41-jährige ehemalige Pfleger wurde am Landgericht Hannover zu zwölf Jahren Haft verurteilt wegen neun Vergewaltigungen (darunter drei besonders schwere), sexuellen Missbrauchs einer Jugendlichen und der Ausnutzung eines Behandlungsverhältnisses. Die Vorsitzende Richterin Andrea Jans-Müllner verhängte zusätzlich ein lebenslanges Berufsverbot für die Arbeit mit Kindern und weiblichen Jugendlichen unter 18 Jahren.
Tatzeitraum & Tathergang
Die Übergriffe ereigneten sich zwischen März 2022 und April 2023. Die ersten Taten fanden im Kinderkrankenhaus "Auf der Bult" in Hannover statt, wo der Täter als Pfleger arbeitete. Nachdem das Opfer auf eine andere Station verlegt worden war, bestellte der Pfleger sie zu sich nach Hause, wo weitere Übergriffe stattfanden.
Ausnutzung des psychischen Zustands des Opfers
Das Gericht stellte fest, dass der Täter den psychischen Zustand der Jugendlichen gezielt ausnutzte. Die anfangs 16-jährige Patientin litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die dazu führte, dass sie in bedrohlichen Situationen erstarrte. Bei plötzlichen Bewegungen, insbesondere bei Griffen an den Hals, konnte sie für mehrere Minuten in diesem Zustand verharren.
Besonders schwere sexualisierte Gewalt
In einem der Fälle vergewaltigte der Täter die inzwischen 17-Jährige und verletzte sie dabei mit einem Messer. Laut Anklage drohte er dem Opfer im Zusammenhang mit einem Übergriff, ihrem Hund die Ohren abzuschneiden. Die Situation trieb das Opfer bis hin zu einem Suizidversuch.
Psychologische Beurteilung des Täters
Ein Sachverständiger attestierte dem 41-Jährigen "ausgeprägte Empathielosigkeit und sadistische Züge". Die Richterin betonte in ihrer Urteilsbegründung, dass es sich um keinen minderschweren Fall handele, da das Machtgefälle zwischen den Beteiligten "deutlich größer als normal" gewesen sei.
Das «Doppelleben» des Verurteilten
Die Richterin beschrieb, dass der Täter ein Doppelleben führte: Einerseits mochten die Jugendlichen ihn, er war Bezugspfleger und hielt sich selbst für den "besten Pfleger der Station". Andererseits nutzte er genau diese Position aus, um seine Taten zu begehen.
Verteidigungsstrategie & Leugnung
Der Verurteilte hat die Taten nie gestanden. Im Prozess behauptete er, es habe sich um eine Freundschaft zu der anfangs 16-jährigen Patientin gehandelt, die nach deren Entlassung zu einer Liebesbeziehung geworden sei. Er stritt alle Vorwürfe ab und behauptete, die junge Frau habe sich die Taten ausgedacht.
Weitere mögliche Opfer
Laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) war diese Patientin möglicherweise nicht das einzige Opfer des 41-Jährigen. Ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen den Mann steht kurz vor dem Abschluss, wobei es um sexuellen Missbrauch von drei weiteren Patientinnen gehen soll.